Graduate School for East and Southeast European Studies
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Krzysztof Ruchniewicz

Nachkriegsplanungen und -ordnung in Ostmitteleuropa in den Jahren 1943–1950

22.06.2015 18:30  – 21:00 

Am 22.Juni gastiert der polnische Historiker Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz von der Universität Wrocław an der Graduiertenschule in München. Ruchniewicz konzentriert sich in Forschung und Lehre auf die deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert und Fragen der Geschichtskultur und Geschichtspolitik. In diesem Vortrag beschäftigt er sich mit Nachkriegsplanungen und -ordnung in Ostmitteleuropa in den Jahren 1943–1950.

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Bibliothek, Maria-Theresia-Str. 21, 81675 München
In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und dem Deutsch-Polnischen Promotionskolleg "Polen und Deutschland im modernen Europa"

Abstract

Wenn wir auf die Darstellung Europas unmittelbar nach Kriegsende blicken, wie sie die Fotografen im Frühling 1945 festgehalten haben, treten vor unsere Augen insbesondere drei Motive: Es sind die mit Schutt überhäuften Straßen der Städte mit den ausgebrannten Skeletten der Häuser, die abgemagerten Gestalten von KZ- Häftlingen neben den Leichen ihrer verstorbenen Mitinsassen sowie Gruppen der Zivilbevölkerung mit den Resten ihres Eigentums auf den Straßen oder in Viehwaggons. Große Teile Europas lagen in Trümmern. Ganze Regionen, ja, Staaten stellten Gebiete einer humanitären Katastrophe dar. Offiziell war der Krieg beendet, doch in vielen Orten fielen weiterhin Schüsse, für die Bevölkerung blieben Todesgefahr, Hunger und Krankheiten bestehen. Angst und Gewalt gab es an unterschiedlichen Orten noch jahrelang.

Eine besondere Verwüstung hatten die Staaten Ostmitteleuropas erlebt. Ein Teil davon war die Folge der Kriegshandlungen, aber vieles folgte aus der Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit und dem genozidalen Charakter der deutschen Okkupation. Sie dauerte zwischen drei (im östlichen Polen) und fast sechs Jahren (im westlichen und zentralen Polen). Sie brachte der Bevölkerung millionenfach den Tod. Fast alle dort lebenden Juden wurden ermordet.

Zusammen mit ihnen starben Hunderttausende, die aus anderen Teilen Europas in die Vernichtungslager gebracht wurden. Millionen Menschen der slavischen Bevölkerung aus unterschiedlichen Nationen wurden ebenfalls Opfer der Vernichtungspolitik. Die Plünderungen und Verwüstungen der Okkupationszeit zerstörten verbunden mit dem Verlust infolge der Kriegshandlungen praktisch alles, was diesen Staaten in der Zwischenkriegszeit zu erreichen gelungen war.

Im Referat wird die besondere Situation Ostmitteleuropas während des Krieges kurz resümiert, die besondere Situation Polens in diesem Zeitraum referiert sowie die wichtigsten Entscheidungen der Anti-Hitler-Koalition für die Neuordnung und ihre Folgen für diesen Teil Europas analysiert.

Responsible for content: GS OSES/Hesse