Graduate School for East and Southeast European Studies
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Vladimir Biti (Vienna)

"Miroslav Krleža und die kroatische Enteignungsgeschichte"

07.02.2019 14:00  – 15:30 

On Thursday, 7 February 2019, the Graduate School welcomes Professor Dr. Vladimir Biti (Vienna) in the Colloquium in Regensburg. Professor Biti delivers a paper in German language on "Miroslav Krleža und die kroatische Enteignungsgeschichte".

Prd. Dr. Vladimir Biti is Professor of South Slavic Literatures at the Institute of Slavic Studies of the University of Vienna. His main research interests include the literature between cosmopolitanism and nation building, as well as Europe and its "external and internal other". In addition, Biti has been a visiting professor at Zhejiang University's School of International Studies since 2018 and Shanghai Jiao Tong University's School of Foreign Languages. His last monograph, "Attached to Disposession: Sacrificial Narratives in Post-Imperial Europe," was published in January 2018 in the series of the Balkan Studies Library.

Abstract of the Lecture

Dass sich der Schriftsteller Miroslav Krleža (1893 – 1981) in der Zwischenkriegszeit geradezu obsessiv mit der „fortwährenden“ nationalen Enteignung der Kroaten beschäftigte, ist heute weitgehend aus dem Blick geraten; nicht zuletzt deshalb, weil er nach 1945 explizit mit einer jugoslawisch-linksorientierten Haltung in Erscheinung getreten ist. Ausgehend von dem systematisch als beklagenswert dargestelltem sowohl historischen Schicksal als auch der zeitgenössischen Situation Kroatiens propagiert Krleža in seinen belletristischen und essayistischen Schriften einen „maskulinen“ Imperativ der gewaltsamen und endgültigen Befreiung von den Unterdrückern. Um seine revolutionäre Utopie zu legitimieren, zieht er zahlreiche Analogien zwischen der kroatischen Gegenwart, dem frühen 19. Jahrhundert und dem Mittelalter, das heißt zwischen den Epochen, in denen das „Kroatentum“ durch einen gänzlich anderen politischen und ethnischen Status charakterisiert war. Gleichzeitig verweist Krleža allerdings auf die Notwendigkeit, die historischen Unterschiede zwischen diesen Epochen deutlich zu machen.

Seine Argumentation wechselt zwischen der nationalen und der sozialen Ebene der kollektiven Befreiung, indem er Merkmale der Klasse implizit in nationale transformiert. Das geschieht mit großer Leidenschaft für das radikale Ideal der Selbstbestimmung, welches mit dem Versailler Vertrag von den westeuropäischen Nationalstaaten mit verheerenden Folgen auf das politisch zersplitterte Ostmitteleuropa übertragen wurde. Krleža war ein fanatischer Fürsprecher dieser kontrafaktischen Projekte. Als Schriftsteller der politischen und intellektuellen Szene Ostmitteleuropas war Politik für ihn vielmehr eine prophetische Vision als ein kaltblütiges Geschäft, das von vielfältigen pragmatischen Interessen in Westeuropa getrieben war.

All members of the Graduate School and all members of the Universities in Munich and Regensburg are warmly invited to participate.

 

Colloquium of the Graduate School for East and Southeast European Studies

Where: Regensburg: Graduate School, Landshuter Straße 4, Room 017 (ground floor)

When: Thursday, 07.02.2019, 02:00 - 03:30 p.m. sine tempore

Responsible for content: GS OSES/Hilgert