Graduate School for East and Southeast European Studies
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Peter Hallama: Nationale Helden und jüdische Opfer — Vol. 1

Peter Hallama: Nationale Helden und jüdische Opfer. Tschechische Repräsentationen des Holocaust

Schnittstellen. Studien zum östlichen und südöstlichen Europa — Band 1

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015

Wurde der Holocaust in der Tschechoslowakei tatsächlich mit einem offiziellen »Tabu« belegt und die jüngste Geschichte von den kommunistischen Machthabern »konfisziert«? Viele Beobachter erklären so die nur zögerlich einsetzende und mangelnde selbstkritische Auseinandersetzung mit der Verfolgung und Ermordung der Juden in der tschechischen Gesellschaft: Die Geschichtspolitik des kommunistischen Staates trüge demnach zusammen mit dem Schweigen der jüdischen Opfer Schuld an diesem »Tabu«. Die vorliegende Studie stellt beide Vorstellungen in Frage und geht stattdessen von den jüdischen Repräsentationen des Holocaust aus. Sie untersucht so die sich wandelnden Möglichkeiten, Formen und Grenzen einer Erinnerung an die Shoah in einem kommunistischen Staat von 1945 bis in die 1990er Jahre.

Die Analyse der mannigfaltigen jüdischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg widerlegt die oft vertretene Formel vom »Tabu des Holocaust in der Tschechoslowakei« und trägt damit zu einem differenzierteren Blick auf die tschechoslowakische Erinnerungskultur bei. Dieser wirft notwendigerweise Fragen an die Mehrheitsgesellschaft in der Tschechoslowakei auf: Sind nicht – mehr als die staatliche Politik oder die kommunistische Ideologie – gesellschaftliche Einstellungen und Wahrnehmungen der Grund für die Marginalisierung des Holocaust und seine Ausklammerung aus der tschechischen Nationalgeschichte? Welche Konsequenzen haben der tschechische Nationalismus, antisemitische Stereotype und das anachronistische Festhalten an einem heroischen Geschichtsverständnis für die Erinnerung an die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkrieges?

Dr. Peter Hallama ist Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg im Breisgau und Geschichte- und Geographie-Lehrer in Saverne (Frankreich).

1. Auflage 2015
368 Seiten mit 8 Abb. gebunden
ISBN 978-3-525-30073-2
Vandenhoeck & Ruprecht

Rezensionen

  • Natalie Wohlleben für "Portal für Politikwissenschaft", 12.11.2015
  • Thomas Krzenck für "Zeitschrift für Geschichtswissenschaft" 64 (2016), 6, S. 607
  • Marketa Spiritova für "Medaon" 10 (2016), 19, S. 1-4
    "[...] ein lesenswerter, da erkenntnisreicher und längst überfälliger Beitrag zum Umgang mit dem Holocaust in der Tschechischen Republik."
  • Peter Bugge für "Bohemia" 57 (2017), S. 231-234
    "... [das Buch liefert] einen wertvollen Beitrag vor allem zu der Frage, wie die nach 1945 wiederentstandene kleine jüdische Gemeinde versuchte, sich den tschechischen Mehrheitsdiskursen anzupassen und diese zugleich zu beeinflussen, um den tschechischen Holocaust sichtbar zu machen."