Graduate School for East and Southeast European Studies
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Die orthodoxe Kirche und die Macht: Martin Schulze Wessel im ARD-alpha-Interview

Zur Rolle der Orthodoxie in Osteuropa anlässlich der Bildung einer ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche

12.02.2019

Am Montag, 11. Februar 2019, war Professor Dr. Martin Schulze Wessel, Münchner Sprecher der Graduiertenschule, Studiogast des Fernsehprogramms ARD-alpha. Mit der Redakteurin Imke Köhler sprach er in der Sendereihe "alpha-demokratie" über "Die orthodoxe Kirche und die Macht". Anlass der Sendung war die Bildung einer ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche in Abspaltung vom russischen Patriarchat.

Geht es bei der Abspaltung der ukrainischen orthodoxen Kirche um Religion oder Politik - oder um beides? Mit dieser Frage eröffnete die Redakteurin Imke Köhler die am Montag ausgestrahlte Sendung über "Die orthodoxe Kirche und die Macht", in die Schulze Wessel als Interviewpartner eingeladen war. Für ihn ist die Antwort auf diese Frage klar: "Die Initiative dazu ist sicher eine politische." So sei es für den amtierenden ukrainischen Präsidenten Poroschenko, dem am 31. März 2019 eine Wahl bevorsteht, eine große Stütze eine autokephale Kirche an seiner Seite zu haben.

Umfragen aus der Ukraine zeichnen ein positives Bild für diesen Schritt aus der Bevölkerung. Eine Frau fühlt sich nach der Abspaltung der ukrainischen orthodoxen Kirche "als hätten wir unseren Pass bekommen", ein älterer Mann erzählt, wie schon seine Großväter auf diesen Moment gewartet hätten: "Für uns ist das jetzt ein historischer Moment, ein glücklicher Moment."

Russland hingegen ist verärgert über die Abspaltung und die Anerkennung durch den Patriarchen von Konstatinopel, der der ehrwürdigste der orthodoxen Patriarchen ist. Im letzten Weihachtsinterview hatte der Moskauer Patriarch Kyrill die Vermengung von Staat und Kirche in der Ukraine kritisiert - ein absurder Vorwurf angesichts des engen Verhältnisses zwischen Putin und der russischen orthodoxen Kirche, findet Martin Schulze Wessel. Er sagte dazu: "Die Kirche ist wichtig als Sinnstifterin für eine Gesellschaft im Umbruch, deswegen beziehen sich sowohl Poroschenko als auch Putin gerne auf die Kirche." Aus dem "großen Riss" zwischen den beiden wichtigen Patriarchen von Konstantinopel und von Moskau könne derweil durchaus ein großes Schisma - eine Kirchenspaltung - entstehen, so Schulze Wessel.

Zum Nachschauen:

Die orthodoxe Kirche und die Macht, ARD-alpha, "alpha-demokratie", 11. Februar 2019.

 

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